Mitteldeutsches Reihenhaus

Als Leporello sind zehn Abbildungen eines idyllischen Hauses aus den vierziger Jahren aneinander montiert und werden damit zu einer Art Reihenhaus. (Das Original ist ein kleines Nadelheftchen aus einem alten Kurzwarenladen, in dessen Fensterausschnitt die Nähnadeln zum Verkauf steckten). Durch die Bearbeitung dieses Objet trouve´gelingt ein Blick hinter die „wohlanständigen“, bürgerlichen Fassaden. Das „glückliche Kind Nadelheim“ deutet familiären sexuellen Missbrauch an, das „fünf Wunden Nadelheim“ offenbart hinter der sonntäglichen Kirchlichkeit die familiäre Gewalt und deren traumatisierenden Folgen. Das erotische Nadelheim hinterfragt die auf das “Sexuelles- Objekt-Sein” reduzierte eheliche Rollenzuschreibung von Frauen. Das Nazi-Nadelheim entlarvt in unserer Zeit immer noch verwendete und wirksame Sprachschöpfungen und Haltungen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Satz „Leiden macht schön“ kehrt auf bitter ironische Art den Spruch um: „Wer schön sein will, muss leiden“. Er klagt damit an, auf welch perfide Art das vielmals klaglose Leiden und Verletztsein von “Ehefrauen” mit der Maske der Schönheit verdeckt werden soll.

Nadelstiche – Diözesanhaus, Freising 2011 (EA)

Müßiggang – Kunstverein, Ottobrunn 2003 (EA)