61 auf Leinwandnessel gestickte Porträts von Menschen mit – wie man heute sagt – Migrationshintergrund hängen von der Decke der Galerie. Auf Augenhöhe montiert, man sieht sie von Angesicht zu Angesicht, die Stoffteile sind unregelmäßig, fast quadratisch.
Die Vorderseite jedes Porträts zeigt das Gesicht eines Menschen, mit schwarzem Faden skizzenhaft gestickt. Die darzustellenden Gesichtszüge bestimmen die Sticktechnik jedes Porträts, durch die gewählte schwarze Farbe entsteht ein dokumentarischer Charakter.
Als Vorlage hat die Künstlerin Fotografien verwendet, die Porträtierten sind ihr alle persönlich bekannt.
Die Stirn der Dargestellten sind durch rote Furchen entstellt, sie wirken wie Narben. Ihr Schicksal ist ihnen sozusagen ins Gesicht geschrieben. Nach Betrachtung der Rückseite begreift man, dass es sich nicht um willkürlich gezogene Spuren handelt, sondern um die zufällig entstandenen Fadenüberschneidungen des in rot gestickten Textes auf der Rückseite: der individuelle Grund der Auswanderung und Einwanderung nach Deutschland. Der Text ist in rot gearbeitet. Sofort erscheint die Assoziation einer blutigen Spur die sich durch das Gesicht zieht. Allein durch die Farbwahl schwarz – rot stellt sich eine dramatische Wirkung ein, die auf prägende Erfahrungen schließen lässt.
Doris Kettner 2012
Details Vorder- und Rückseiten
Kunst trotz(t) Ausgrenzung. – Documentahalle Kassel 2018
Ich bin da. – ehem. Kloster St. Klara, Regensburg 2015
Kunst trotz(t) Ausgrenzung – Andreaskirche, Braunschweig 2018
Kunst trotz(t) Ausgrenzung – Wirkbau, Chemnitz 2019
Kunst trotz(t) Ausgrenzung – Haus der Wirtschaft, Stuttgart 2019
Kunst trotz(t) Ausgrenzung – Kunstquartier Bethanien, Berlin 2019
Kunst trotz(t) Ausgrenzung – Marktkirche, Hannover 2019
Kunst trotz(t) Ausgrenzung – KZ Gedenkstätte Osthofen, Worms 2019
zum Sterben schön – White Box Kunstpark Ost, München 2007
Transite – Kongresshalle, Osnabrück 2004
roter faden – Kunstverein, Ebersberg 2004
Einwanderung – Galerie Kunstraum Sutter-Kress Erlangen 2004 (EA)
PDF der Projektbeschreibung: „Einwanderung“ und „Treibgut“ 2012